Die größten Ausreden, warum man mit Kindern nicht Zero Waste leben kann
Evelyn ist Mutter von vier Kindern und lebt seit Mitte 2016 konsequent mit kleinen Kompromissen Zero Waste. Die Kinder der sechsköpfigen Familie sind ein bis zehn Jahre alt. Andere Eltern sind immer sehr interessiert, wie es die Familie schafft, keinen Müll zu produzieren, doch äußern auch laufend diese Bedenken:
„Es ist zu teuer, das können wir uns nicht leisten"
Für Lebensmittel geben wir tatsächlich mehr Geld aus. |
Für Lebensmittel geben wir heute tatsächlich mehr Geld aus als früher, doch dafür ist die Qualität auch höher. Da die Ausgaben für (Halb-)Fertigprodukte und industriell gefertigte Naschereien komplett weggefallen sind, halten sich die Mehrkosten in Grenzen.
Weil sich Zero Waste aber nicht nur auf den Lebensmittelkauf beschränkt, gibt es – gerade für Familien – anderenorts große Einsparungspotentiale: Allein durch die Verwendung von Stoffwindeln haben wir uns über die Jahre ein kleines Vermögen erspart. Die Kosten für Feuchttücher, Geschirrspülmittel, Waschpulver, Zahnpasta, Haarspray u. a. haben sich drastisch reduziert, da wir diese Dinge selbst herstellen. Bücher werden in der Bücherei ausgeborgt. |
„Es ist zu zeitaufwendig, da bleibt keine Zeit mehr für die Familie“
Die Umstellung auf ein müllfreies Leben ist anfangs zeitaufwendig, dafür aber extrem spannend. Mittlerweile haben wir eine neue Routine entwickelt, der müllfreie Alltag läuft rund. Alles das, was wir selber herstellen, ist nicht wirklich zeitaufwendig, und oft helfen die Kinder gerne mit. Ihnen ist es letztendlich egal, ob wir gemeinsam Fruchtgummi machen, Kastanien zum Wäschewaschen sammeln oder Memory spielen.
Ungefähr alle zwei Monate kaufe ich in großen Mengen im Unverpackt-Laden in Graz ein, dafür ist der Wocheneinkauf im Supermarkt sehr schnell erledigt. Außerdem beliefert uns ein Biobauer aus der Region, wodurch wir uns Wege sparen.
Die Zeit, die wir in Zero Waste investieren, wird den Kindern nicht gestohlen – ganz im Gegenteil! Denn im Grunde ist es doch eine Investition in ihre Zukunft.
Ungefähr alle zwei Monate kaufe ich in großen Mengen im Unverpackt-Laden in Graz ein, dafür ist der Wocheneinkauf im Supermarkt sehr schnell erledigt. Außerdem beliefert uns ein Biobauer aus der Region, wodurch wir uns Wege sparen.
Die Zeit, die wir in Zero Waste investieren, wird den Kindern nicht gestohlen – ganz im Gegenteil! Denn im Grunde ist es doch eine Investition in ihre Zukunft.
Mittlerweile läuft der müllfreie Alltag rund.
„Meine Kinder würden nicht mitmachen“
Jedes Familienmitglied hat unterschiedliche Bedürfnisse und eine eigene Meinung. Sicher ist: Je kleiner die Kinder, desto leichter gelingt ihnen die Umstellung auf Zero Waste. Unsere drei jüngeren Kinder haben sich quasi spielerisch in unser neues müllfreies Leben eingefunden und vermissen nichts. Ihnen ist es gleichgültig, ob die Naschereien selbstgemacht oder gekauft sind. Unsere zehnjährige Tochter hinterfragt deutlich mehr, und wenn sie Lust auf Kartoffelchips hat, dann kauft sie sich diese. Das ist in Ordnung. Wir können unseren Kindern schließlich nur Vorbilder sein und ihnen unsere Beweggründe erklären. Sie werden letztendlich ihre eigenen Entscheidungen treffen.
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Je kleiner die Kinder, umso leichter fällt die Umstellung auf Zero Waste.
„Meine Kinder wären Außenseiter“
Das können wir nicht bestätigen. Wann immer wir kleine Übernachtungsgäste haben, sind diese ganz begeistert von unseren Bambuszahnbürsten und der „Zuckerzahnpasta“ aus Xylit. Den Freundinnen unserer Ältesten fallen die Unterschiede deutlicher auf, aber es gab nie eine negative Reaktion. Unsere große Tochter liebt es, sich mit ihrer besten Freundin beim Kleidertausch trendige Stücke zu suchen, mit denen sie sich modisch von der Masse abheben kann.
Es gab noch nie negative Reaktionen. |
„Zero Waste mit Familie geht überhaupt nicht, ihr belügt euch selbst!“
Wir haben den Gegenbeweis angetreten! Natürlich braucht es immer wieder Kompromisse, und es gibt Situationen wie zu Weihnachten, wo wir es nicht schaffen, ohne Müll über die Runden zu kommen. Diese wenigen Ausnahmen stellen jedoch nicht den gesamten Lebensstil in Frage. Selbst, wenn wir nicht die gleiche Perfektion wie Singles erreichen, weil etwa die Oma wieder eine Großpackung Gummibärli mitgebracht hat, so ist doch das Müll-Einsparungspotential gerade bei einer Familie enorm. Zudem werden unsere Kinder – so hoffen wir – dazu beitragen, dass auch in Zukunft immer weniger Müll anfällt.
Wir erreichen keine Perfektion, aber die wenigen Ausnahmen stellen nicht den Lebenstil in Frage.
Über die Autorin
Evelyn lebt mit ihren Familie in der Steiermark. Sie ist schon lange von der Idee, plastikfrei zu leben, begeistert. Auch wenn sie zuerst skeptisch war, ob Zero Waste in einer großen Familie funktionieren kann, war sie neugierig und begleitet ihren Weg im Blog Zero Waste Großfamilie, den ihr auch in der Auflistung österreichischer Zero Waste Blogs findet.
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