Foto: André Freitas
Wiedersehen macht Freude: Upcycling in der Küche
Die großräumige Küche als Treffpunkt für die Familie, die improvisierte (oder frei raus gesagt die chaotische) WG-Küche und die kleine, funktionelle Küchenzeile der ersten eigenen Wohnung. So verschiedenartig sie in ihrem äußeren Auftreten sind, so ähnlich sind sie in ihrem Inneren. Sie beherbergen alle (ja! Ich erlaube mir zu behaupten, dass dieses Phänomen allumfassend ist!) ein Sammelsurium an Utensilien, die sich im Laufe der Zeit anhäufen. Oft gut versteckt in Kästchen und Laden, kann und will man nicht wahrhaben, dass man mehr Teller besitzt, als Gäste im eigenen Heim Platz haben oder dass man sowieso nur mehr das eine Besteck-Set verwendet. Ganz abgesehen vom Worse Case in puncto horten: Gewisse Dinge sind mit Erinnerungen verknüpft und haben schlicht und ergreifend dadurch ihre Daseinsberechtigung erhalten. Was also tun, wenn das Wegwerfen zu schwer fällt, die Küche aber schon aus allen Nähten platzt?
Mit Röntgenblick und Bastelwille ans Werk
Bei einem Selbstversuch habe ich mit kritischem Blick und schnellem Händchen all das auf meinem Küchentisch versammelt, das in den hintersten Winkeln und obersten Regalen gelandet ist oder zu unterst versteckt war. Ein Mal in die Hände gespuckt und los geht's.
- Zu einem bestimmten Anlass gekaufte Papierservietten werden nie komplett verbraucht, aber sich nach einem Jahr wieder daran erinnern? Eintönige (billige) Bilderrahmen lassen sich schnell aufwerten, indem man einzelne Motive davon ausschneidet und entweder einzeln oder in Collage-Technik aufklebt. Funktioniert auch super mit der Vase, die ein nettes Geschenk gewesen ist, aber eben nur ein nettes.
- Apropos Servietten: jene aus Stoff sind sie nachhaltiger als die aus Papier. Geschirrtücher mit kleinen Löchern oder Flecken so abschneiden, dass der Defekt entfernt wird, und an der Schnittseite neu abnähen. So kommt mit der Zeit eine bunte Variation an wiederverwendbaren Servietten zusammen, die zu jedem Anlass passt.
- Mehr Kraftaufwand bedarf es dazu, Besteck zu Haken zu biegen. In den „Kopf“ des Löffels oder der Gabel ein Loch bohren und auf einem Brett oder direkt an der Wand befestigen. Besonders bei Gabeln kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen: Die Zinken lassen sich zu Spiralen biegen, zwei zueinander gebogene Zinken ergeben ein Herz, oder aber sie gleichen Fingern und machen ein Peace-Zeichen.
Zwei nebeneinander gesetzte Schrauben können als Augen dienen und die Zinken als wilde Haarsträhnen. Wer vom Biegen nicht genug bekommt, kann Serviettenringe formen
- In Metalldosen kleinere und größere Löcher bohren, und schon verwandeln sie sich in Windlichter. Ein Stück stärkeren Draht durch zwei Löcher fädeln, um die Dose mit einem Henkel zu versehen. Nicht vergessen: Die Löcher auf der Innenseite sowie die obere Kante der Dose durch Abschleifen entschärfen, so vermeidet man Verletzungsgefahr beim Hineinstellen der Kerze.
- Der Klassiker der Upcycling-Teelichthalter: ein einfaches leeres Glas. Ob das einzige Trinkglas einer Serie, das noch ganz geblieben ist, oder der ehemalige Behälter der Lieblingsmarmelade. Aufgepeppt mit Ornamenten, die sich ganz leicht mit einem Glasmalstift auftragen lassen, bekommt das Licht einen verspielten oder romantischen Charakter.
- Selbstverständlich lassen sich alle Arten von Dosen und Gläsern zu Utensilios umfunktionieren, um die Arbeitsfläche in der Küche oder den Schreibtisch ordentlich zu halten.
- Um Teller und Tassen zum Organisieren zu verwenden, ist etwas mehr Geschick notwendig. Mit einem Gestänge zwischen den einzelnen Porzellanteilen lässt sich eine wunderschöne Etagère basteln, auf der man allerlei Kleingebäck auf der nächsten Teeparty anbieten kann. Nur nicht entmutigen lassen, wenn bei den ersten Bohrversuchen das Geschirr zu Bruch geht. Der „Geschirrturm“ lässt sich auch durch Kleben lösen, bei der Verwendung für Lebensmitteln jedoch auf Inhaltsstoffe und vorgegebenen Verwendungszweck des Klebers achten.
- Zu guter Letzt warten noch die Emaille-Töpfe von der Oma, die fürs Kochen schon zu zerkratzt sind. Sie sind jedoch viel zu schön, um sie in einem dunklen Winkel vergammeln zu lassen. Deshalb bekommen sie einen Ehrenplatz in der Küche, gut sichtbar am Fensterbrett, und beherbergen als Blumentopf ab sofort Basilikum und Co.
Autor: Barbara Schmauss
Zero Waste Austria ist offizielles Mitglied bei Zero Waste Europe.
© 2015-2019 Zero Waste Austria Verein zur Schonung von Ressourcen. All rights reserved.